Aktenzeichen 1 BvR 416/13
Art 6 Abs 1 GG
Art 14 Abs 1 GG
§ 93c Abs 1 S 1 BVerfGG
§ 11 Abs 1 Nr 3 ALG vom 20.04.2007
§ 21 Abs 9 S 4 ALG vom 05.08.2010
§ 21 Abs 9 S 4 ALG vom 12.04.2012
§ 14 Abs 1 RVG
§ 37 Abs 2 S 2 RVG
Verfahrensgang
vorgehend BSG, 7. Januar 2013, Az: B 10 LW 9/12 C, Beschlussvorgehend BSG, 29. August 2012, Az: B 10 LW 15/12 B, Beschlussvorgehend Landessozialgericht für das Saarland, 29. März 2012, Az: L 1 R 315/11, Urteilvorgehend Sozialgericht für das Saarland, 22. August 2011, Az: S 6 R 75/11, Gerichtsbescheid
Tenor
1. Das Urteil des Landessozialgerichts für das Saarland vom 29. März 2012 – L 1 R 315/11 -, der Gerichtsbescheid des Sozialgerichts für das Saarland vom 22. August 2011 – S 6 R 75/11 -, der Widerspruchsbescheid der Landwirtschaftlichen Alterskasse Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland vom 25. Januar 2011 – 045 15516135 112 150 – und der Bescheid der Landwirtschaftlichen Alterskasse Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland vom 9. August 2010 – 221/0014921250 – verletzen den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Artikel 14 Absatz 1 Grundgesetz. Das Urteil des Landessozialgerichts für das Saarland vom 29. März 2012 – L 1 R 315/11 – wird aufgehoben und das Verfahren an das Landessozialgericht für das Saarland zurückverwiesen. Damit werden die Beschlüsse des Bundessozialgerichts vom 29. August 2012 – B 10 LW 15/12 B – und vom 7. Januar 2013 – B 10 LW 9/12 C – gegenstandslos.
2. Die Bundesrepublik Deutschland hat dem Beschwerdeführer seine notwendigen Auslagen zu erstatten.
3. Der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit wird auf 50.000 € (in Worten: fünfzigtausend Euro) festgesetzt.
Gründe
1
Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Verfassungsmäßigkeit der Abgabe des landwirtschaftlichen Unternehmens (sog. Hofabgabeklausel) als Voraussetzung eines Rentenanspruchs nach dem Gesetz über die Alterssicherung der Landwirte (ALG).
2
Der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts hat durch Beschluss vom 23. Mai 2018 – 1 BvR 97/14, 1 BvR 2392/14 -, www.bverfg.de, entschieden, dass § 11 Abs. 1 Nr. 3 ALG in der Fassung des Art. 17 Nr. 6 des Gesetzes zur Anpassung der Regelaltersgrenze an die demografische Entwicklung und zur Stärkung der Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Altersgrenzenanpassungsgesetz) vom 20. April 2007 (BGBl I S. 554 ) mit Art. 14 Abs. 1 GG und in Verbindung mit § 21 Abs. 9 Satz 4 ALG in der Fassung des Art. 7 Nr. 1a des Dritten Gesetzes zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze vom 5. August 2010 (BGBl I S. 1127 ) und in der Fassung des Art. 4 Nr. 5 des Gesetzes zur Neuordnung der Organisation der landwirtschaftlichen Sozialversicherung (LSV-Neuordnungs-gesetz – LSV-NOG) vom 12. April 2012 (BGBl I S. 579 ) mit Art. 6 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 3 Abs. 2 GG unvereinbar ist.
3
Die Begründung der vorliegenden Verfassungsbeschwerde entspricht dem bereits entschiedenen Verfahren 1 BvR 2392/14. Demnach war ebenso zu entscheiden.
4
Die Auslagenentscheidung beruht auf § 34a Abs. 2 BVerfGG.
5
Unter Berücksichtigung der subjektiven und objektiven Bedeutung des Verfahrens und seiner Förderung durch die anwaltliche Tätigkeit (vgl. BVerfGE 79, 365 ) war der Wert des Gegenstands der anwaltlichen Tätigkeit auf 50.000 € festzusetzen.
6
Diese Entscheidung ist unanfechtbar.